Im Rahmen des Projekts „100 nachhaltige Bauernhöfe“ wurde im Herbst 2024 auf dem Projektbetrieb von Stefan Gruner ein Weizensortendemonstrationsvorhaben angelegt. Ziel war es, die Leistungsfähigkeit sieben verschiedener Winterweizensorten unter reduzierter Stickstoffdüngung (rotes Gebiet, 20 % unter Bedarf) und mit minimalem Pflanzenschutzaufwand zu vergleichen.
Die zentrale Fragestellung lautete:
Welche Weizensorten sind unter reduzierter N-Düngung und bei minimalem Pflanzenschutzaufwand robust, ertragreich und erfüllen zugleich die hohen Qualitätsanforderungen der Mühlen?
Im Rahmen eines Feldabends stand der Austausch und die Sortenbesichtigung im Mittelpunkt. Jetzt liegen die Ernteergebnisse vor.
Erträge und Qualitäten
Nach der Ernte 2025 liegen nun die Ergebnisse zu Ertrag und Qualitätsparametern vor. Die Auswertung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Philippi-Mühle. Dabei ist zu beachten, dass es sich um eine Demonstrationsanlage handelt. Also keine wissenschaftliche Versuchsanstellung mit Wiederholungen und Randomisierung. Die Ergebnisse geben entsprechend praxisnahe Einblicke, erheben jedoch keinen Anspruch auf statistische Absicherung.
Für die Qualitätsuntersuchungen kam ein InfratecTM-Gerät (NIRs-Analyse) zum Einsatz, das eine schnelle und präzise Bestimmung von Rohprotein, Feuchtkleber, Sedimentationswert und weiteren Parametern ermöglicht.

Im Überblick zeigen die Ergebnisse:
- Durch die entsprechende Sortenwahl, Bestandesführung und passender Witterung konnten die Qualitätsziele bei zufriedenstellenden Erträgen erreicht werden.
- Sorten mit hoher Stickstoffeffizienz und einer hohen Einstufung im Rohproteingehalt erzielten auch unter reduzierter Düngung stabile Proteingehalte. Dabei war die Qualitätsgabe in Höhe von knapp 60 kg N/ha mitentscheidend.
- Der Anbau von E-Weizensorten erlaubt auch in roten gebieten eine höhere N-Düngung (höherer Bedarfswert) und bietet damit auch in Hochertragsjahren eine Absicherung der Backqualität.
- Zwischen den Sorten traten deutliche Unterschiede im Wachstum, dem Ertrag, der Qualität und der Blattgesundheit auf. Letzteres machte sich vorwiegend in der Nullparzelle (kein Fungizideinsatz) bemerkbar. Welche Krankheitssymptome in diesem Jahr bezeichnend waren, wurde bereits im Bericht zum Feldabend erläutert und abgebildet.
- Die Vermarktung zeigt: Da Backqualität per se am Markt nicht honoriert wird, darf die Sortenwahl nicht allein nach der Qualitätseinstufung (E, A, B, C) erfolgen, sondern muss sich bei dem gezielten Anbau von Qualitätsweizen vor allem nach der Einstufung im Rohproteingehalt richten. Die N-Effizienz ist ein weiterer wichtiger Aspekt.
- Eine Fortführung des Demonstrationsvorhabens ist wichtig, denn wie sagt Herr Gruner so schön: „Ein Jahr ist kein Jahr.“ Die Sorten müssen sich auch in anderen Anbaujahren und unter wechselnden Bedingungen bewähren.
Wirtschaftlichkeit: lohnt sich die Erzeugung von Qualitätsweizen?
Ein Blick auf die Wirtschaftlichkeit zeigt: Der Anbau von Qualitätsweizen kann sich lohnen, sofern die Qualitätsziele auch tatsächlich erreicht und am Markt mit ausreichenden Prämien honoriert werden.
Eine theoretische Kalkulation (Preisgrundlage: Landwirtschaftliches Wochenblatt Nr.33, 14.08.2025) macht dies deutlich: Bei einem Ertrag von 80 dt/ha E-Weizen – den wir im Schnitt der Demonstrationsvorhaben erreichen konnten – und einem Preis von 211 €/t (Eliteweizen, >14 % Rohprotein) müsste ein Betrieb entweder 99 dt/ha B-Weizen zu 167 €/t (Brotweizen, 12 % Rohprotein) oder sogar 106 dt/ha C-Weizen zu 154,40 €/t (Futterweizen) produzieren, um auf denselben Erlös zu kommen. Für A-Weizen liegt die Vergleichsgröße bei rund 90 dt/ha. Dabei wurde ein Stickstoffpreis von 1,33 €/kg N und eine Düngungshöhe entsprechend der Bedarfswerte der Düngebedarfsermittlung berücksichtigt.
Entscheidend bleibt aber: Ob der Anbau von Qualitätsweizen wirtschaftlich ist, hängt von zwei Faktoren ab. (1.) Der realistischen Einschätzung der eigenen Standort- und Anbaubedingungen sowie von der Frage, ob (2.) die Marktpartner die erreichten Qualitäten auch entsprechend honorieren.
Ausblick
Das Sortendemonstrationsvorhaben wird im kommenden Herbst fortgeführt. Voraussichtlich mit Anpassungen im Sortenspektrum. Im Fokus stehen dabei erneut E-Sorten wie Exsal, Emerick, Moschus und Thomaro, aber auch neue Kandidaten wie Emmerto oder im A-Segment Ambientus und SU Magnetron
Damit soll die Frage weiter vertieft werden, welche Sorten auch unter reduzierten Inputbedingungen langfristig Ertragssicherheit und marktfähige Qualitäten bieten können.

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