Mit Dammanbau den Wetterextremen trotzen-  Rico Platzdasch vom Quellwiesenhof berichtet im Interview über seine Erfahrungen und Perspektiven

Innovative Strategien können der Landwirtschaft helfen, Erträge zu sichern, die Böden gesund zu halten und qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Außerdem leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und bieten den landwirtschaftlichen Betrieben die Möglichkeit sich resilient gegenüber den Folgen des Klimawandels aufzustellen.

Auf dem Quellwiesenhof von Familie Platzdasch in Wildeck-Raßdorf wird seit einigen Jahren ausschließlich im Dammanbau gewirtschaftet. Warum sich die Familie für dieses Anbausystem entschieden hat, welche Chancen der Dammanbau für sie bietet, aber auch auf welche Herausforderungen sie treffen, verrät uns Rico Platzdasch im nachfolgenden Interview:

Herr Platzdasch, wie ist es zu der Entscheidung gekommen, das Anbauverfahren „Dammanbau“ auf Ihren Betrieb zu etablieren?

Wir haben das System seit 2021 bei uns vollständig auf den Betrieb etabliert. Durch den Klimawandel haben wir das Problem längerer Trockenphasen, aber auch längere Phasen mit hohen Niederschlagsmengen. In beiden Fällen hilft mir der Dammanbau, Erträge und Qualitäten zu bekommen. Begonnen habe ich mich mit dem Thema zu beschäftigen im Jahr 2018, in einem ziemlich trockenen Jahr, wo die Erträge ziemlich schlecht waren. In diesem Jahr habe ich viel recherchiert und bin auf das System Dammanbau gestoßen, einem System aus dem Norden von Spanien in einer Trockenregion.

Welche Chancen erhoffen Sie sich durch den Dammanbau, auch um auf Herausforderungen, wie Extremwettereignisse und Trockenheit gut reagieren zu können?

Durch den Dammanbau wird vor allem das Bodenleben gefördert. Die Infiltrationsleistung bei hohen Niederschlagsmengen, aber auch die Kapillarität des Bodens in Trockenphasen sind durch die biologische Verbauung und Stabilisierung der Bodenpartikel deutlich verbessert. Die angebauten Pflanzen zeigen dies durch sattes Blattgrün, auch wenn im benachbarten Flachanbau bereits Trockenschäden deutlich sichtbar werden.

Der Anbau in Dämmen erfolgt bei Ihnen seit nun mehr als drei Jahren. Wie unterscheiden sich einzelne Arbeitsschritte, Arbeits- und Zeitaufwand zu sonst üblichen Anbauverfahren?

Alles erfolgt mit einer Maschine bzw. einem Arbeitsgerät, dem Universalrahmen. Mit diesem erfolgt die Tiefenlockerung, der Dammaufbau, die Aussaat mit aufgebauter Sätechnik und die Pflege bzw. das Hacken. Der Gesamtvorteil liegt in der Summe des Ganzen. Ich habe höhere Erträge, bessere Qualitäten und das ganze bei weniger Kosten, da man mit weniger Maschinen arbeitet und weniger Überfahrten hat.

Sehen Sie den Dammanbau für jeden Betrieb und jede Kultur als gleich gut geeignet?

Europaweit, vom mediterranen Raum bis nach Skandinavien und den baltischen Staaten, zeigen viele Praktikerinnen und Praktiker, dass der Dammanbau bei allen Kulturen Vorteile bringt. Vom Getreide über Leguminosen, Öl- oder Faserpflanzen, Mais bis zum Gemüse- und Kräuteranbau wird dieses Verfahren erfolgreich genutzt.

Welche Botschaft möchten Sie Landwirtskolleginnen und -kollegen mit auf den Weg geben, wenn es um innovative Ansätze wie den Dammanbau geht?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, offen für Veränderungen zu sein, über den „Tellerrand“ zu schauen. Innovation liegt nicht immer nur in hochtechnisierten Maschinen, chemischen Wundermitteln oder gentechnisch veränderten Pflanzen, sondern kann auch eine Weiterentwicklung eines recht alten Anbauverfahrens sein, das die Biologie und Boden wieder in den Mittelpunkt rückt.

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